Zwei Studien untersuchten Umwelteinflüsse
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Langfristige Belastungen durch Luftschadstoffe und fehlende Grünflächen erhöhen das Risiko für eine Hospitalisierung aufgrund von Atemwegserkrankungen. Ebenso steht die erhöhte Belastung durch verkehrbedingte Emissionen in eindeutigem Zusammenhang mit der Entwicklung von COPD bei Patienten mit Asthma.
Frühere Forschungsarbeiten haben einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Zunahme von Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD festgestellt, wobei der Zugang zu Parks und Gärten zu deren Reduzierung beiträgt. Weniger bekannt ist jedoch, wie sich die Luftverschmutzung langfristig auf die Zahl an Krankenhausaufenthalten mit Atemwegserkrankungen auswirkt und ob die Luftverschmutzung die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Menschen, die bereits an Asthma leiden, eine COPD entwickeln. Zwei Studien, die am ERS 2024 vorgestellt wurden, untersuchten diese Zusammenhänge.
Nordeuropäische Studie zu Umweltverschmutzung
Die ersten Daten, die Ergebnisse des Life-GAP-Projekts, wurden von Dr. Shanshan Xu, Universität Bergen, Norwegen, vorgestellt. Ihr Team verwendete die Erkenntnisse nordeuropäischer Studienzentren aus der Europäischen Studie zu Atemwegserkrankungen (European Community Respiratory Health Survey; ECRHS), die Krankenhausaufenthalte mit Atemwegserkrankungen zwischen 2000 und 2010 erfasst.1 Das norwegische Team bewertete den Zusammenhang zwischen der Gesundheit der Atemwege und der langfristigen Belastung (zwischen 1990 und 2000) durch Feinstaub, Russ, Stickstoffdioxid, Ozon und den Grünflächen (Menge und Zustand der Vegetation in der Umgebung des Wohnorts) bei 1644 Personen aus fünf Ländern. Obwohl die Luftverschmutzung in Nordeuropa relativ gering ist, stellten die Forscher fest, dass Feinstaub, Russ und Stickstoffdioxid in dieser Bevölkerungsgruppe das Risiko erhöhen, wegen Atemwegserkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Xu erklärte: «Wir haben festgestellt, dass das Risiko einer Krankenhauseinweisung je nach Schadstoff um 30 bis 45 % zunimmt, wenn der Interquartilsabstand für diese Schadstoffe steigt. Ein grüner Lebensraum hingegen trug zu einem geringeren Risiko für Krankenhausaufenthalte wegen Atemwegserkrankungen bei.» Während Grünflächen einerseits mit einem verringerten Risiko für Hospitalisierungen mit Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht wurde, waren sie andererseits auch mit einer erhöhten Anzahl von respiratorisch bedingten Notfallambulanz-Besuchen verbunden, insbesondere bei gleichzeitigem Vorkommen von Allergien.
Xu zu den Auswirkungen von Schadstoffen in der Luft: «Luftverschmutzung verursacht anhaltende Entzündungen und oxidativen Stress in den Atemwegen. Diese schädlichen Prozesse tragen zur Entwicklung und Verschlimmerung chronischer Atemwegserkrankungen bei, die sich zu schweren gesundheitlichen Episoden auswachsen können, die eine Krankenhausbehandlung erfordern. Es ist auch wahrscheinlich, dass eine langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung zu einer verminderten Toleranz oder erhöhten Empfindlichkeit gegenüber diesen Schadstoffen führen könnte, was erklärt, warum selbst moderate oder niedrige Werte in bestimmten Bevölkerungsgruppen schwere gesundheitliche Auswirkungen haben können.»
Britische Studie zu Asthma und COPD
Die zweite Studie wurde von Dr. Samuel Cai, Dozent für Umweltepidemiologie am Centre for Environmental Health and Sustainability an der Universität Leicester, UK, präsentiert.
Die Studie untersuchte 46 832 Personen mit Asthma, die in den Jahren 2006 bis 2010 in die britische Biobank-Kohorte aufgenommen wurden. Die Werte der beiden wichtigsten Luftschadstoffe –Feinstaub und Stickstoffdioxid – wurden an der Wohnadresse jedes Teilnehmers geschätzt, und für jeden Teilnehmer wurde ein genetischer Risikowert (basierend auf der genetischen Veranlagung jedes Einzelnen, sowohl Asthma als auch COPD zu entwickeln) berechnet. Anschliessend quantifizierte das Team die Auswirkungen der Luftverschmutzung und der genetischen Werte auf das Auftreten von COPD bei Personen mit Asthma. Cai erklärte: «Wir fanden heraus, dass sich das Risiko von Personen mit Asthma, an COPD zu erkranken, pro 10 µg/m3 mehr Belastung durch Feinstaub um 56 % erhöhte. Wir konnten ebenso nachweisen, dass eine höhere Belastung durch Stickstoffdioxid dieses Risiko erhöht. Bei Personen mit einem mittleren bis hohen genetischen Risikowert ist die Wahrscheinlichkeit sogar noch höher, dass eine erhöhte Stickstoffdioxid-Belastung zur Entwicklung von COPD führt.» Cai fügte hinzu: «Menschen mit Asthma sollten auf die Luftverschmutzung in ihrer Umgebung achten und dann Massnahmen ergreifen, wenn die Belastung hoch ist – wie das Tragen von Masken, die Verwendung eines Luftreinigers in Innenräumen und die Einschränkung von Aktivitäten im Freien.»
Kommentar
Prof. Dr. Zorana J. Andersen, Vorsitzende des ERS Health and Environment Committee und Professorin für Umweltepidemiologie am Department für Public Health der Universität Kopenhagen, kommentierte die Studiendaten: «Diese Ergebnisse unterstreichen die kritischen Auswirkungen der Langzeitbelastung durch Luftverschmutzung auf die Gesundheit der Atemwege und machen deutlich, dass wirksame Initiativen und Vorschriften zur Luftreinhaltung erforderlich sind. Es liegt an den politischen Entscheidungsträgern, einige mutige Massnahmen zu ergreifen, um die Luftverschmutzung in unseren Städten zu bekämpfen und allen zu helfen, auch Asthmatikern. Dazu gehören Initiativen zur Verringerung der Luftverschmutzung und zur Förderung der städtischen Grünflächen sowie eine durchdachte Stadtplanung, die die Anpflanzung allergener Pflanzen vermeidet.» (red)
Quelle:
Presseaussendung zu Session «Environmental and occupational determinants of respiratory health outcomes», «Long-term exposure to air pollution and greenness and hospitalization for respiratory conditions in Northern Europe: The Life-GAP project», Präsentation von Dr. Shanshan Xu, Bergen; Session «Lifetime impact of environmental and occupational exposures on respiratory health», «Air pollution, genetic susceptibility and risk of progression from asthma to COPD», Vortrag von Prof. Dr. Samuel Cai, Leicester; ERS 2024 am 8. September 2024
Literatur:
XU S et al.: Environ Int 2023; 181: 108257
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