Aktuelle Studien und Poster
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Vom 13. bis 14. September trafen sich die Schweizer Gastroenterolog:innen und Hepatolog:innen in Interlaken zu ihrem Jahreskongress 2024. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige der in Interlaken präsentierten Studienergebnisse vor.
Colitis ulcerosa: Ergebnisse der IBD-DACH-Studie EUROPE
Hintergrund: Während die Wirksamkeit des oralen, reversiblen und selektiven Janus-Kinase(JAK)-Inhibitors Upadacitinib (UPA) bei Colitis ulcerosa (CU) in klinischen Studien nachgewiesen wurde, liegen nur wenige Daten aus der Praxis vor.
Methoden: EUROPE ist eine prospektive, nichtinterventionelle, länderübergreifende Studie bei Patient:innenen mit aktiver CU, die eine Therapie mit UPA beginnen. Hier werden die ersten Ergebnisse von der Baseline (BL), von Woche 2 (2W) und Woche 8 (8W) von 124 Patient:innen vorgestellt. Für 75 Patient:innen waren sonografische BL-Daten verfügbar.
Ergebnisse: 85,5% der Patient:innen waren mit Biologika vorbehandelt (n=106; n=35 hatten ≥3 Biologika). Die Krankheitsaktivität gemäss panMayo-Score betrug 3,0 (2,0–5,0) Punkte. Nach der UPA-Induktion verbesserte sich die symptomatische Remissionsrate (normale Stuhlfrequenz und keine rektalen Blutungen) von BL 16,9% (n=21) auf 43,5% (n=54) zu 2W und auf 64,5% (n=80) zu W8 (beide p<0,001 vs. BL). Die Dicke der Darmwand verringerte sich von BL median 5,0mm (3,8–7,0) auf ≤3mm bei mehr als der Hälfte aller Patient:innen bereits zu 2W (n=48; p<0,001). Von 156 Patient:innen, die in die Sicherheitsanalyse einbezogen wurden, traten bei 23,7% (n=37) unerwünschte Ereignisse auf, die meist nicht schwerwiegend waren.
Schlussfolgerung: Die UPA-Behandlung bei CU war mit einer frühen klinischen und sonografischen Verbesserung verbunden, wobei die meisten Patient:innen bis zur 8. Woche der Therapie eine symptomatische Remission und/oder eine Normalisierung der Darmwanddicke erreichten.
Zeissig S et al.: Symptomatic remission and IUS improvements in a multi-national real-world cohort of UC patients treated with Upadacitinib – Results from the IBD-DACH study EUROPE. SSG/SASL Annual Meeting 2024, IBD-1
IBD: vielversprechende Kombinationstherapie
Hintergrund: Die Kombination von zwei Biologika bzw. Kombinationen mit einem Small Molecule wird auch als «advanced combination therapy» (ACT) bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) bezeichnet. ACT hat sowohl in einer Phase-II- wie auch in einer Real-World-Studie vielversprechende Ergebnisse gezeigt.
Methoden: Von September 2020 bis Dezember 2023 wurde vom Universitätsspital Bern und vom Crohn- und Colitis-Zentrum Beaulieu, Lausanne, eine Datenanalyse von Patient:innen mit IBD, die eine ACT erhielten, durchgeführt.
Ergebnisse: Daten von 25 identifizierten IBD-Patient:innen (48% Frauen, 10 Colitis ulcerosa, 15 Morbus Crohn) mit ausgedehnter und refraktärer luminaler Erkrankung und/oder extraintestinaler Manifestation als Indikation, die zwischen Juni 2020 und Dezember 2023 insgesamt 28 ACT erhielten. Die Patient:innen wiesen eine Steroidabhängigkeit oder Refraktärität auf; die Hälfte von ihnen war refraktär oder intolerant gegenüber mindestens zwei Anti-TNF-α-Wirkstoffen. Die ACT wurden nach einer medianen Krankheitsdauer von 5 Jahren (1–31 Jahre) begonnen und für eine mittlere Dauer von 10 Monaten (1–40 Monate) fortgeführt. Die häufigsten ACT wurden mit Vedolizumab oder Ustekinumab in Kombination mit JAK- oder TNF-α-Inhibitoren durchgeführt. Unter den Respondern wurde ein teilweises oder vollständiges Ansprechen bei 21/28 Therapien (75%) mit einer mittleren Reduktion des CRP um 9,4mg/l (–23 bis +59) und einer mittleren Reduktion des Calprotectin um 871μg/g 0–4002; n=8) beobachtet.
Was die Sicherheit betrifft, so wurden drei Infektionen (Zoster ophthalmicus, Otitis media, Hautmykose), ein Non-Hodgkin-Lymphom und acht geringfügige unerwünschte Ereignisse (Tumorbildung an der linken Ohrmuschel, Ekzem, zweimal Lymphopenie, Akne, Übelkeit und Kopfschmerzen) gemeldet, meist wenn Small Molecules beteiligt waren. Bei einer Patientin verliefen die Schwangerschaft und die Entbindung unter ACT, einer Kombination aus Adalimumab und Ustekinumab, erfolgreich.
Schlussfolgerungen: In dieser Kohorte schwer refraktärer und steroidabhängiger CED-Patient:innen wurden ACT meist mit Vedolizumab oder Ustekinumab in Kombination mit JAK- oder TNF-α-Inhibitoren durchgeführt. Ustekinumab scheint im Vergleich zu Vedolizumab einen zusätzlichen Nutzen zu haben, ohne ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Small Molecules scheinen das Risiko von Lymphopenie und leichten Infektionen zu erhöhen. Es wurde eine Krebserkrankung, ein Non-Hodgkin-Lymphom, unter Ustekinumab und Tofacitinib nach langer Vorbehandlung mit Adalimumab beobachtet.
Juillerat P et al.: Advanced therapies, the best combinations in refractory IBD patients. SSG/SASL Annual Meeting 2024, IBD-4
Eosinophile Ösophagitis: häufig Krankheitsaktivität trotz antientzündlicher Therapie
Hintergrund und Ziele: Die Remissionsraten in randomisierten klinischen Studien sind in der Regel höher als die in der Praxis beobachteten. Ziel dieser Studie war es, die Raten der klinischen, endoskopischen und histologischen Remission unter oral eingenommenen topischen Steroiden (STC), Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und Eliminationsdiäten (ED) bei Erwachsenen der Schweizer EoE-Kohortenstudie (SEECS) zu bewerten.
Patienten und Methoden: Die SEECS erfasst prospektiv Erwachsene mit eosinophiler Ösophagitis (EoE) unter Einsatz validierter Outcome-Instrumente auf Basis von REDCap. Die folgenden Definitionen wurden angewendet: klinische Remission (EEsAI PRO <20, Bereich 0–100); endoskopische Remission (EREFS ≤2, Bereich 0–9); histologische Remission (Eosinophilenspitzenwert <15/hpf).
Ergebnisse: Ausgewertet wurden die Daten von 1979 Praxisbesuchen von 710 EoE-Patient:innen (72% Männer). Bei 799 (40,4%) Besuchen wurden die Patient:innen entweder mit Budesonid oder Fluticason-Sirup bzw. -Pulver behandelt («Nicht-Jorveza®-STC»), bei 483 Besuchen (24,4%) erhielten sie PPI, bei 435 (22%) Jorveza®(Budesonid Schmelztbl.) und bei 316 (16%) eine ED.
Die Raten der klinischen Remission betrugen für Nicht-Jorveza®-STC 72%, für Jorveza® 73%, für PPI 69% und für ED 75%. Die Raten der endoskopischen Remission lagen bei 65% (Nicht-Jorveza®-STC), 68% (Jorveza®), 69% (PPI) und 60% (ED). Die Raten der histologischen Remission lagen bei 59% (Nicht-Jorveza®-STC), 66% (Jorveza®), 58% (PPI) und 47% (ED). Eine orale und/oder ösophageale Candidiasis wurde bei 6,9% der Besuche unter Nicht-Jorveza®-STC, bei 2,4% unter Jorveza® und bei 0,4% unter ED festgestellt.
Schlussfolgerungen: In dieser nationalen Kohorte zeigt etwa ein Drittel der untersuchten Population eine anhaltende klinische und/oder biologische Krankheitsaktivität unter verschiedenen entzündungshemmenden Behandlungen.
Safroneeva E et al.: Real-life effectiveness of topical steroids, PPI and elimination diets in adults with eosinophilic esophagitis. SSG/SASL Annual Meeting 2024, EoE-1
Genomische Marker können Kontrolle bei Niedrig-Risiko-Barrett-Ösophagus verbessern
Hintergrund: Die derzeitige Überwachung von Patient:innen mit Barrett-Ösophagus (BE) mit niedrigem Risiko ist aufwendig, nicht kosteneffizient und hängt von der subjektiven histologischen Beurteilung der Dysplasie ab, die eine hohe Variabilität zwischen den Beobachtern aufweist. Ziel der Studie war es, genomische Marker zu identifizieren, die in einem klinisch übertragbaren Sequenzierungspanel identifiziert werden können, um die Stratifizierung von BE-Patient:innen mit niedrigem Risiko zu verbessern und personalisierte Überwachungsstrategien zu ermöglichen.
Methoden: BE-Patient:innen mit und ohne Progression zum frühen Ösophagus-Adenokarzinom aus einer grossen gemeindebasierten Kohorte wurden hinsichtlich Alter, Geschlecht und Länge des BE-Segments gematcht. DNA von nichtdysplastischen Biopsien von mehreren Zeitpunkten wurde mit einem zielgerichteten, Capture-basierten Panel sequenziert, das Mutationen und Kopienzahlveränderungen (CNV) aufspürt. Es wurden eine logistische Regression, eine Kovariatenanalyse und penalized Mixed-effects-Modelle durchgeführt. Zur Analyse der räumlich und zeitlich verteilten Daten wurde ein gemeinsames Modell für Überleben und gemischte Effekte implementiert.
Ergebnisse: 105 Progressoren, die nach einem Median von 4 (IQR 2,4–7,2) Jahren eine Progression erlitten, und 115 Nicht-Progressoren mit einem medianen progressionsfreien Follow-up von 6 (IQR 4,3–7,3) Jahren wurden analysiert. TP53-Mutationen sind ein starker Risikoprädiktor (HR: 3,84; 95%-CI: 2,89–5,67; p<0,0001), ebenso wie der CNV-17p-Verlust (HR 4,41; 95% CI: 2,29–8,52; p<0,0001). Bei Patient:innen, die beides aufweisen, schreitet die Krankheit tendenziell schneller voran. Chromosomenarm-CNV (HR: 1,32; 95%-CI: 1,14–1,52; p=0,0012), Amplifikationen (HR: 2,89; 95%-CI: 1,57–5,31; p<0,001) und Mutationslast (HR 1,30; 95% CI: 1,21–1,40; p<0,0001) waren ebenfalls mit einem Progressionsrisiko verbunden. Ein kombiniertes Modell, das TP53-Mutationen, 17p-Verlust und Mutationslast einbezog, wies eine Sensitivität von 57%, eine Spezifität von 84% sowie eine AUC von 0,758 auf und identifizierte 60/105 Progressoren bei Patient:innen mit nichtdysplastischem BE.
Schlussfolgerungen: TP53 war in dieser räumlich und zeitlich abhängigen Kohorte ein zentraler Risikofaktor, selbst wenn keine Dysplasie vorlag. Zwei Treffer bei TP53 (Mutation mit 17p-Verlust) deuteten auf eine Tendenz zur kurzfristigen Progression hin, was die Möglichkeit einer genaueren Stratifizierung nahelegt. Frühere Studien konzentrierten sich bei der Risikostratifizierung entweder auf Mutationen oder CNV. Die Studie zeigt, dass die Kombination aus beidem, nachgewiesen mit einem klinisch umsetzbaren Assay, den prognostischen Wert verbessert und die Mehrheit der Progressoren unter den Patient:innen mit nichtdysplastischem BE effektiv identifiziert. Gleichzeitig bleibt die Falsch-Positiv-Rate akzeptabel. Dieser Ansatz hat das Potenzial, Risikostratifizierung und Überwachungsstrategien bei BE-Patient:innen ohne Dysplasie zu beeinflussen.
Frei NF et al.: Identifying putative genomic biomarkers for risk stratification in barrett’s esophagus patients with normal histological features. SSG/SASL Annual Meeting 2024, CG-1
Sedierung mit Propofol beeinträchtigt Fahrtüchtigkeit kaum
Hintergrund: Nach den derzeitigen europäischen Leitlinien dürfen Patient:innen bei einfachen endoskopischen Eingriffen nach der Verabreichung von Propofol bis zum nächsten Tag kein Fahrzeug führen, was zu verschiedenen sozialen und körperlichen Einschränkungen führen kann. Ziel dieser Studie ist es, die Fahrtüchtigkeit nach einer reinen Propofolsedierung zu untersuchen.
Methoden: Es handelt sich um die vorläufigen Ergebnisse einer prospektiven Studie, in die 80 Patient:innen aufgenommen werden sollen, die zu einer elektiven Tagesendoskopie (40 Gastroskopien und 40 Koloskopien) kommen. Die Aufmerksamkeitsaspekte der Fahrtüchtigkeit wurden mithilfe einer Testbatterie für Aufmerksamkeitsleistung – Mobilitätsversion (TAP-M) als Baseline (mindestens 4 Wochen vor oder nach dem Tag der Endoskopie) sowie 1 und 4 Stunden nach der Endoskopie beurteilt. Der Serum-Propofolspiegel wurde bei jedem Patienten/jeder Patientin unmittelbar nach dem Eingriff sowie 1 und 4 Stunden danach bestimmt.
Ergebnisse: Von 14 Patient:innen liegen vorläufige Ergebnisse vor. Davon sind 50% männlich, Durchschnittsalter 57 Jahre. Fünf Patient:innen unterzogen sich einer Gastroskopie und neun einer Koloskopie. Im Durchschnitt wurden 208mg Propofol verwendet, mit einer mittleren «area under the curve» (AUC) 0–4h von 1439h*ng/ml (SD: 462). Die mittlere Halbwertszeit betrug 1 Stunde (SD: 0,23h), was auf eine rasche Eliminierung von Propofol mit geringer interindividueller Variabilität hindeutet. Die mittleren Konzentrationen betrugen 1748, 235 und 64ng/ml bei T0, T1 bzw. T4. Die Leistung am Fahrstimulator unter Verwendung von TAP-M war zwischen dem Ausgangswert, T1 und T4 nach dem Ende der Propofolsedierung ähnlich.
Schlussfolgerung: Basierend auf diesen vorläufigen Daten ist die Sedierung mit Propofol mit einer minimalen Veränderung der Aufmerksamkeitsleistung und folglich auch der Fahrfähigkeit verbunden. Bei allen Patient:innen wurde eine rasche Eliminierung des Medikaments beobachtet.
Mack S et al.: Driving impairment after propofol-only sedation; a prospective study. SSG/SASL Annual Meeting 2024, E-2
Echinokokkose: verkürzte adjuvante Benzimidazoltherapie nach OP steigert Rezidivrisiko
Hintergrund: Die alveoläre Echinokokkose (AE) ist eine seltene, potenziell tödliche parasitäre Erkrankung, die vor allem die Leber befällt. Eine Heilung wird durch eine radikale chirurgische Resektion erreicht, gefolgt von einer mindestens zweijährigen adjuvanten Therapie mit Benzimidazolen (BMZ). Kürzlich wurde eine Verkürzung der Dauer der adjuvanten Therapie auf der Grundlage der postoperativen Entwicklung einer Anti-Em18-Serologie vorgeschlagen.
Methoden: retrospektive Analyse von 79 Patient:innen aus der Zürcher Echinokokkose-Kohortenstudie, die zwischen Januar 2000 und Dezember 2021 in kurativer Absicht operiert wurden. Die klinischen Daten wurden von der Diagnose bis zum Mai 2024 ausgewertet, die sekundären Daten wurden von der Operation bis drei Jahre nach der Operation analysiert.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter bei der Diagnose betrug 55 Jahre, wobei 55,7% der Patient:innen weiblich waren. Bei 48 Patient:innen (60,8%) wurde ein Resektionsrand von ≥1mm angegeben. Ein Rezidiv trat bei 5 Patient:innen (6,3%) auf. Ein Rezidiv war mit einem minimalen Resektionsrand (R<1mm oder R1) und einem vorzeitigen Abbruch der adjuvanten BMZ-Therapie (<12 Monate) verbunden. Die Beteiligung von Nachbarorganen war jedoch nicht mit einem Rezidiv verbunden. Die postoperativen Gesamt-IgE-, Anti-EgP-, Anti-EgHF- und Anti-Em18-Spiegel sanken nach der Operation, es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt, die nach Krankheitsrückfall, Resektionsrand oder Dauer der adjuvanten BMZ-Therapie definiert waren.
Schlussfolgerung: AE-Patient:innen, die sich einer kurativ geplanten Resektion mit R<1mm oder R1-Resektionsrändern und einer verkürzten adjuvanten BMZ-Therapie unterziehen, haben ein höheres Rezidivrisiko. Die Serologie allein scheint unzureichend zu sein, um festzustellen, ob Patient:innen für eine vorzeitig beendete adjuvante BMZ-Therapie infrage kommen.
Karczewski M et al.: Post-surgical adjuvant benzimidazole therapy in alveolar echinococcosis: is an abbreviated course feasible? SSG/SASL Annual Meeting 2024, Hepa-4
Leberfibrose-Screening durchführbar und potenziell wirksam
Hintergrund: Die Prävalenz der Leberfibrose, besonders bei Patient:innen mit metabolischem Syndrom, nimmt zu. Die aktuellen EASL-Leitlinien empfehlen ein Leberfibrose-Screening in Risikopopulationen. Ziel dieser Studie war es, ein pragmatisches, kostenloses Leberfibrose-Screening an einem tertiären medizinischen Zentrum zu evaluieren und die vorläufigen Ergebnisse zu präsentieren.
Methoden: Die Autoren führten im HUG ein kostenloses Leberfibrose-Screening durch, um mittels Leberultraschall (US) eine Steatose zu erkennen und mittels transienter Elastografie (TE; FibroScan®) eine Leberfibrose (definiert als ≥8kPa) zu beurteilen. Einschlusskriterien waren ein BMI >25kg/m2 oder ein Typ-2-Diabetes (T2D). Die Teilnehmer:innen wurden auf freiwilliger Basis durch Plakate im Spital und Kampagnen in den sozialen Medien von der Kommunikationsabteilung rekrutiert.
Ergebnisse: Alle Untersuchungsplätze waren innerhalb einer Woche besetzt, sodass 46 Patient:innen untersucht werden konnten. Die Ausgangsdaten waren: mittleres Alter 48,5 Jahre (IQR: 38–59), 30 (65%) waren Frauen, der mittlere BMI lag bei 29,9kg/m2 (IQR: 27,4–33,8), 9 (20%) hatten einen T2D und 9 (20%) eine Dyslipidämie. Bei 35 (76%) der Patient:innen wurde im Leber-US eine Steatose festgestellt, bei 3 (6,5%) eine Leberfibrose. Beim Vergleich von Patient:innen mit und ohne Steatose waren der mediane BMI (35,2 vs. 29,2kg/m2) und das Alter höher (61 vs. 46 Jahre) und die T2D-Prävalenz geringfügig höher (20% vs. 18%). Bei den Patient:innen mit Steatose war die Ätiologie der Lebererkrankung meist MASLD (33/35, 94%), bei einer Minderheit metALD (2/35, 6%). Bei den drei Patient:innen mit TE >8kPa war die Ätiologie MASLD, und bei allen wurde eine Steatose festgestellt. Nur ein Patient, der eine Untersuchung gebucht hatte, nahm nicht daran teil, und es wurde berichtet, dass viele Patient:innen aus Platzgründen nicht untersucht werden konnten.
Schlussfolgerung: Diese Daten bestätigen den bestehenden Zusammenhang zwischen einem höheren BMI, Bluthochdruck und Diabetes mit einem erhöhten Risiko für MASLD. Bei 76% der Risikopatient:innen wurde eine Steatose und in 6,5% der Fälle eine Leberfibrose festgestellt. MetALD wurde nur bei 4,3% der Patient:innen diagnostiziert. Diese prospektive Studie zeigt die Durchführbarkeit und potenzielle Wirksamkeit eines Leberfibrose-Screenings bei Risikopatient:innen im Schweizer Gesundheitswesen auf.
Conquet N et al.: Liver fibrosis screening in patients with overweight and / or type 2 diabetes. SSG/SASL Annual Meeting 2024, H4
Strategie zur HCV-Elimination in Bern erprobt
Hintergrund: Die Zahl der mit dem chronischen Hepatitis-C-Virus (HCV) infizierten Patient:innen, die für eine Nachbeobachtung verloren gehen, ist eine erhebliche Gefahr für die HCV-Eliminierung. Ziel dieser Studie war es, Patient:innen mit HCV-Folgestörungen aufzuspüren und sie hinsichtlich ihrer Behandlung zu beraten.
Methoden: Die Datenbank des Universitätsspitals Bern von 2014 bis 2023 wurde nach Patient:innen untersucht, die bei ihrer letzten Nachuntersuchung eine positive HCV-PCR aufwiesen.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 270 Patient:innen identifiziert. Davon kamen 162 (60%) nicht für eine Kontaktaufnahme infrage, etwa weil sie verstorben waren (n=102), wegen erwarteter kurzer Lebenserwartung (n=8), dokumentierter Behandlung (n=40) oder regelmässiger Nachsorge ohne Behandlungsauftrag (n=12). Die übrigen 108 Patient:innen (40%) kamen für eine Kontaktaufnahme infrage. Die Autor:innen erreichten 71 (65,7%) dieser Patient:innen, von denen 43 bereits eine Behandlung erhalten hatten. Die verbleibenden 29 Patient:innen erhielten entweder keine Therapie und keine Überwachung (n=17), keine Therapie, wurden aber von ihrem Hausarzt überwacht (n=11) oder standen nach einer erfolglosen Erstlinienbehandlung unter Überwachung (n=1). Diese 29 Patient:innen wurden erneut konsultiert. Davon erklärten sich 18 bereit, zu einer Nachuntersuchung zu kommen, drei Patient:innen zogen eine Nachuntersuchung in Betracht, und acht Patient:innen wollten keine Nachuntersuchung. Insgesamt wurden 6,6% (n=18) der ursprünglich untersuchten Patient:innen im Rahmen der Studie erneut zur Behandlung aufgenommen.
Schlussfolgerungen: Das Screening der klinischen Datenbank nach HCV-Patient:innen und «lost to follow-up» ist ein wichtiger Schritt zur Mikroelimination von HCV in der Schweiz. Der nächste Schritt ist die Ausweitung dieser Strategie auf andere Zentren in der Schweiz.
Kolev M et al.: Hepatitis C elimination in Bern: the role of retrieving lost-to- follow-up patients in achieving microelimination. SSG/SASL Annual Meeting 2024, H7
Quelle:
Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie (SSG) und der Swiss Association for the Study of the Liver (SASL), 13. und 14. September 2024, Interlaken
Literatur:
Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 281)
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