ESC gibt umfassende Empfehlung für den Sport
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Seit wenigen Tagen ist die erste Leitlinie der ESC zu den Themen Sportkardiologie und Training für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen verfügbar. Sie empfiehlt Training für Gesunde ebenso wie für die Mehrheit der kardiologischen Patienten.
Empfehlungen für gesunde Menschen
Die Guideline umfasst sowohl Empfehlungen für die gesunde Allgemeinbevölkerung als auch Personen mit hohem kardiologischem Risiko, kardiologische Patienten und Leistungssportler. Die meisten Empfehlungen basieren jedoch, unabhängig von ihrer Stärke, auf schwacher Evidenz, zumeist auf Level C. Dabei wird generell und für praktisch alle Personengruppen Training empfohlen. Die Empfehlung liegt grundsätzlich bei 150 Minuten pro Woche mit moderater oder 75 Minuten mit hoher Intensität. Ein derartiges Training kann und soll von asymptomatischen Gesunden ohne weitere medizinische Abklärung aufgenommen werden. Wird dieses Training graduell auf 300 Minuten mit moderater Intensität oder 150 Minuten mit hoher Intensität gesteigert, so ist mit zusätzlichem Benefit zu rechnen.
Empfehlungen für Menschen mit erhöhtem Risiko
Abgeklärt sollten Personen mit hohem oder sehr hohem kardiovaskulärem Risiko werden, die intensives Training beginnen möchten. Dabei sollte auch die maximale Belastbarkeit erhoben werden. Kardiales Imaging oder ein Carotis-Ultraschall kann im Rahmen dieser Abklärung indiziert sein. Ebenso wird eine kardiologische Untersuchung für angehende Wettkampfsportler empfohlen.
Für adipöse Personen und Patienten mit Diabetes mellitus wird neben regelmässigem Ausdauertraining auch moderates Krafttraining empfohlen. Das gleiche gilt für Patienten mit Hypertonie, sofern diese kontrolliert ist. Bestehen bereits Endorganschäden, soll kein intensives Krafttraining ausgeübt werden. Körperliche Aktivität von moderater Intensität wird auch für ältere Menschen explizit empfohlen. Um das Risiko von Stürzen zu minimieren empfiehlt die ESC älteren Menschen Koordinationstraining an mindestens zwei Tage in der Woche. Personen über 65, die Sport mit hoher Intensität beginnen wollten, sollten umfassend klinisch abgeklärt werden, so Prof. Dr. Martin Halle von der Technischen Universität München anlässlich der Präsentation der Leitlinie.
Empfehlungen bei Menschen mit Herzerkrankungen
Auch Patienten mit koronarer Herzkrankheit sollen trainieren, wobei sich die Empfehlungen der ESC an verschiedenen Risikofaktoren orientieren. Jedenfalls sollte bei Patienten mit chronischer, stabiler KHK vor Beginn jeglichen Trainings eine Risiko-Evaluation vorgenommen werden. Langfristiges Follow-up und leitlinienkonforme Therapie dieser Patienten werden empfohlen. Bei niedrigem Risiko kann auch Wettkampfsport – mit Ausnahme von Sportarten mit extremer kardialer Belastung – ausgeübt werden. Patienten mit Symptomen oder hohem Risiko unter Therapie sollten lediglich Freizeitsport mit mittlerer Intensität ausüben.
Ähnliches gilt für Patienten mit Herzinsuffizienz. Diese sollten jede Art von Training nur beginnen, wenn sie sich in einem klinisch stabilen Zustand befinden und sorgfältig abgeklärt wurden. In diesem Fall soll ein individualisierter Trainingsplan erstellt werden. Generell wird auf Training basierende kardiale Rehabilitation für alle stabilen Patienten mit Herzinsuffizienz empfohlen, um die Belastbarkeit und Lebensqualität zu verbessern. Diese Empfehlungen haben Stärke 1 und Evidenzlevel A. Wird die Intensität des Trainings gesteigert, sollte zunächst eine klinische Neubewertung erfolgen. Sport ausserhalb solcher Trainingsprogramme wird nur für stabile und optimal behandelte Patienten mit niedrigem Risiko in NYHA Klasse I empfohlen. Ausdauersport mit hoher Intensität soll vermieden werden.
Empfehlungen zu spezielleren Themen
Darüber hinaus gibt die neue Guideline detaillierte Empfehlungen zu sehr speziellen Themen, wie zum Beispiel der sportmedizinischen Abklärung bei Klappenerkrankungen. Eine der zentralen Botschaften lautet hier: Asymptomatische Personen mit leichten Klappenanomalien können sich an sportlichen Aktivitäten aller Art beteiligen, während Personen mit schweren Auffälligkeiten der Herzklappen als Hochrisikopatienten gelten und intensives Training meiden sollten. Mehrere Kapitel der Leitlinie beschäftigen sich mit dem schwierigen Thema Sport und kardiale Arrhythmien.
Die Leitlinie wurde im European Heart Journal online publiziert und steht samt begleitenden Materialien auf der Webseite der ESC zum Download bereit.
Quelle:
2020 ESC Guidelines on Sports Cardiology and Exercise in Patients with Cardiovascular Disease. ESC-Kongress 2020; Präsentation am 31. 8. 2020
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Vielfalt der Gene – wer sollte getestet werden und worauf?
Erhöhte LDL-Cholesterin-Werte sind mitnichten nur Folge des persönlichen Lebensstils: Auch die genetischen Voraussetzungen haben einen Einfluss darauf, ob ein erhöhtes kardiovaskuläres ...
ESC-Guideline zur Behandlung von Herzvitien bei Erwachsenen
Kinder, die mit kongenitalen Herzvitien geboren werden, erreichen mittlerweile zu mehr 90% das Erwachsenenalter. Mit dem Update ihrer Leitlinie zum Management kongenitaler Vitien bei ...
Inclisiran bei Patienten mit Statinintoleranz wirksam und sicher
Eine Analyse statinintoleranter Patienten aus dem Phase III Studienprogramm ORION zeigt, dass Inclisiran die LDL-Cholesterinspiegel kardiovaskulärer Hochrisikopatienten, die kein Statin ...