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Sicherheitsmanagement bei Laserbehandlungen

Komplikationen durch Laserbehandlungen und deren chirurgisches Management

Die klinische Erfahrung und das Fachwissen des Behandlers können die Sicherheit bei der Anwendung eines jeden Lasersystems erheblich beeinflussen. Insbesondere die richtige Auswahl der Patienten, die intraoperative Technik und die frühzeitige Erkennung und Behandlung postoperativer Nebenwirkungen sind entscheidend für die Minimierung von Komplikationen im Zusammenhang mit der Laserbehandlung.

Die Internationale Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (ISAPS) gibt an, dass im Jahr 2021 weltweit etwa 12840688 chirurgische Eingriffe durchgeführt wurden, denen 117598888 nichtchirurgische Eingriffe gegenüberstanden. Die Zahlen für nichtchirurgische Behandlungen sind in der Tat recht vage, da es eine grosse Zahl nicht registrierter Behandlungen gibt. Dennoch zeigen die Zahlen eine klare Verschiebung hin zu nichtchirurgischen Behandlungen, mit einem Anstieg von 19,9% im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020. Dazu gehören 2839842 Laserbehandlungen, die 9,4% der nichtchirurgischen Eingriffe ausmachen.1

Die steigende Zahl nichtchirurgischer Eingriffe sowie eine fehlende Transparenz aufgrund mangelnder Qualifikation der Behandler führen zu einer Reihe von möglichen Komplikationen, mit denen plastische Chirurgen in Zukunft konfrontiert sein werden.

Nebenwirkungen vermeiden und Komplikationen frühzeitig erkennen

Zu unterscheiden sind Komplikationen von unerwünschten Nebenwirkungen. Während postoperative Nebenwirkungen in der Regel vorübergehend, vorhersehbar und weitgehend unvermeidbar sind, handelt es sich bei Komplikationen oft um Situationen mit möglicherweise anhaltenden Folgen einer Behandlung. Dies liegt entweder an einer mangelhaften Indikationsstellung oder an einem Fehler bei der Behandlungsdurchführung. Letztlich beeinflussen die klinische Erfahrung und das Fachwissen des Behandlers die Sicherheit eines jeden Lasersystems. Die richtige Auswahl der Patienten, die intraoperative Technik und die frühzeitige Erkennung und Behandlung postoperativer Nebenwirkungen sind entscheidend für die Minimierung von Komplikationen im Zusammenhang mit der Laserbehandlung.

Vor der Laserbehandlung sind eine ausführliche Anamnese und Untersuchung des Patienten erforderlich, um das individuelle Risiko zu ermitteln (Tab. 1). Hierzu gehörendie Bestimmung des vaskulären Status, die Evaluation des Hauttyps, eine Anamnese über schlechte Wundheilung, Komorbiditäten und Medikation des Patienten, Isotretinoin-Behandlung, die Frage nach einem bekannten Lippenherpes und nach früheren kosmetischen Eingriffen.

Tab. 1: Anamnese, Status und Instruktionen bei Laserbehandlungen

Obwohl es eine grosse Anzahl an unerwünschten Nebenwirkungen und Komplikationen gibt, benötigen nur wenige Patienten eine chirurgische Intervention.2 Im universitären Alltag und in unserer Praxis gibt es jedoch immer mehr Patienten, welche nach einer missglückten extern durchgeführten Laserbehandlung zur Behandlung und Beratung kommen. Die frühzeitige Erkennung von Komplikationen ist hierbei richtungsweisend.

Komplikationen erkennen und behandeln

Infektionen

Nach einer ablativen Laserbehandlung werden die Schichten der Haut – und damit ihr Schutz – systematisch zerstört und abgetragen. Entsprechend können in den ersten postoperativen Wochen virale oder bakterielle Infektionen sowie Pilzinfektionen auftreten. Dies verhindert eine reibungslose Heilung und die Reepithelisierung. Erstes Indiz jeder Infektion sind Schmerzen und eine verzögerte Wundheilung. Es ist wichtig, die Wunde mit regelmässigen Verbandswechseln sauber zu halten, Debris zu entfernen und wenn nötig mit der Gabe von oralen Antibiotika zu beginnen, um eine Narbenbildung und eine systemische Ausbreitung zu vermeiden.3

Hyper- und Hypopigmentierung

Eine vorübergehende postinflammatorische Hyperpigmentierung wird relativ häufig bei Patienten mit dunkleren Hauttypen nach Abtragung der Haut durch Laser-Resurfacing beobachtet. Obwohl die Hyperpigmentierung nach der Behandlung mit der Zeit langsam abklingt, suchen die meisten Patienten Rat, um den Prozess zu beschleunigen. Zu den Strategien in der Behandlung der Hyperpigmentierung gehören strikte Einhaltung der Sonneneviktion und die Verwendung von Sonnencremes mit einem hohen Schutzfaktor. Die Anwendung von topischen Kortikosteroiden unmittelbar nach der ablativen Laserbehandlung hat sich ebenfalls als wirksam erwiesen, um die postinflammatorische Hyperpigmentierung zu verringern.

Wir verschreiben nach der initialen Heilungsphase häufig topische Hautaufheller, um das Abklingen der Hyperpigmentierung zu beschleunigen.4,5 Darüber hinaus können milde Peelings (Fruchtsäure oder ein schwaches chemisches Peeling mittels TCA) in 2- bis 4-wöchigen Abständen verabreicht werden, um den Prozess weiter zu beschleunigen.

Das Risiko für eine Hypopigmentierung hängt von der Eindringtiefe des Lasers und dem Grad der thermischen Schädigung ab (Abb. 1). Abgrenzungslinien können mit Trichloressigsäure-Peelings verblendet werden.6

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Abb. 1: Das Risiko für eine Hypopigmentierung hängt von der Eindringtiefe des Lasers, dem Hauttyp des Patienten und dem Grad der thermischen Schädigung ab

Hypertrophe Vernarbungen

Hypertrophe Narbenbildung ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation. Eine frühzeitige Behandlung mit potenten topischen oder intraläsionalen Kortikosteroiden verringert die Vergrößerung der Narben und verbessert Farbe und Elastizität.7

Chirurgisch besteht, je nach Ausmass und Lokalisation des Narbengewebes, die Möglichkeiteiner Exzision, einer Rhigotomie oder von Z-Plastiken zur Lösung von Briden und einem allfälligen Lipofilling zur Behandlung mittels Stammzellgewebe. Dies weicht die verhärtete Narbe auf, gibt Elastizität und verbessert ebenfalls Relief und Farbe.8

Ektropium
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Abb. 2: Schematische Darstellung der Kanthopexie mit orbitalem «muscle sling»

Das Ektropium der Augenlider ist eine weitere seltene Komplikation, die häufig einen chirurgischen Eingriff erforderlich macht. Gefährdet sind Personen, die sich zuvor einer unteren Lidplastik oder anderen korrigierenden periokularen Operationen unterzogen haben, oder Patienten mit einem bereits sichtbaren «scleral show». Die Korrektur ist häufig komplex und geht mit einer Fixierung des lateralen Kanthus einher. Weitere chirurgische Massnahmen können ein Vollhauttransplantat oder ein orbitaler «muscle sling» sein (Abb. 2).9

In der initialen Phase können eine regelmässige Massage oder LPG eine chirurgische Intervention gegebenenfalls vermeiden helfen.

Verbrennungen

Verbrennungen, gerade mit Lasern, welche in der Tiefe agieren (bspw. vaskuläre Laser), haben ein sehr spezifisches Verbrennungsmuster, von welchem man sich nicht täuschen lassen darf. Bei einer normalen Verbrennung zeigt sich die Gradeinteilung sehr spezifisch. Eine Blasenbildung zeigt sich typischerweise bei einer oberflächlichen Verbrennung, welche ohne weitere Narbenbildung abheilt. Sobald die Verbrennung tiefer ist, zeigt sich ein tiefroter bis weisslicher Wundgrund. Ist er rot, kann er sich in die eine oder andere Richtung entwickeln, bei einem weissen, insensiblen Wundgrund bleibt nur die chirurgische Exzision.10 Oberflächliche Verbrennungen lassen sich schnell evaluieren und können mit regelmässiger Kontrolle und Verbandswechsel geradlinig behandelt werden.

Bei Verbrennungen mit dem Laser können initiale Schmerzen und eine Blasenbildung auf eine oberflächliche Verbrennung schliessen lassen. Da die Verbrennung jedoch nicht, wie üblich, von der Oberfläche in die Tiefe, sondern von der Tiefe zur Oberfläche wandert, kann sich aus solch einem Bild trotz korrekter Pflege eine tiefe Verbrennung mit Narbenbildung entwickeln (Abb. 3).Häufig sind solche Verbrennungen entweder ein Fehler der die Behandlungdurchführenden Fachperson, indem zu viel Energie über zu lange Zeit auf das Gefäss einwirkt, oder aber sie entstehen aufgrund einer schlechten vaskulären Situation des Patienten. In letzterem Fall kann das Gewebe selbst bei kurzer Hitzeeinwirkung geschädigt werden. Hier kann es sich lohnen, gerade bei Verbrennungen mit kleinerem Durchmesser zuzuwarten und eine sekundäre Heilung anzustreben. Eine direkte chirurgische Exzision istwegendes umliegenden entzündeten Gewebesin diesen Fällen meist mit einer sehr schlechtenAbheilung verbunden.

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Abb. 3: Oberflächlich wirkende Verbrennung, welche sich aufgrund des in der tiefe geschädigten Gewebes trotz korrekter Wundbehandlung zu einer drittgradigen Verbrennung entwickelt hat (A–C). Hier ist eine chirurgische Exzision mit Spalthautdeckung nötig (D)

Zusammenfassung

Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Nebenwirkungen und Komplikationen im grossen Spektrum der Laserbehandlungen. Patienten mit den hier aufgeführten Komplikationentreffen wir regelmässig in unserem plastisch-chirurgischen Klinikalltag an. Akneausbrüche, Kontaktdermatitis, paradoxer Haarwuchs oder Verdunkelung von Tattootinte sehen wir kaum, da diese Komplikationen meist kein chirurgisches Management benötigen. Ein Wissen um das gesamte Spektrum von Nebenwirkungen, und auch um deren Vorbeugung und Behandlung, ist jedoch wichtig, um die Patienten optimal zu betreuen. Eine interdisziplinäre Herangehensweise und eine offene Kommunikation fehlen hier häufig,sind jedoch wichtige Schritte in eine erfolgreiche Zukunft.

1 International Society of Aesthetic Plastic Surgery (ISAPS): Global Survey 2022. Verfügbar unter https://www.isaps.org/discover/about-isaps/global-statistics/reports-and-press-releases/global-survey-2022-full-report-and-press-releases/ (zuletzt aufgerufen am 8.2.2024) 2 Alster TS, Li MK: Dermatologic Laser Side Effects and Complications: Prevention and Management. Am J Clin Dermatol 2020; 21(5): 711-23 3 Ratner D et al.: Cutaneous laser resurfacing. J Am Acad Dermatol 1999; 41(3 Pt 1): 365-89 4 Alster TS, Lupton JR: Prevention and treatment of side effects and complications of cutaneous laser resurfacing. Plast Reconstr Surg 2002; 109(1): 308-16 5 Alster TS, Khoury RR: Treatment of laser complications. FAcial Plast Surg 2009; 25(5): 316-23 6 Alster TS, Lupton JR: Prevention and treatment of side effects and complications of cutaneous laser resurfacing. Plast Reconstr Surg 2002; 109(1): 308-16 7 Ward RE et al.: Surgical and noninvasive modalities for scar revision. Dermatol Clin 2019; 37(3): 375-86 8 Qari S et al.: Combined Synergetic Effect of Lipoconcentrate Fat Grafting, Nanofat Transfer, Platelet-Rich Plasma, Microneedling, and CO2 Fractional Laser for Plastic Regenerative and Esthetic Surgery and Cosmetic Care. Cureus 2023; 15(8): e44035 9 Shorr N et al.: Lower eyelid retraction. In: Ramesh S (Hg.): Foundational Papers in Oculoplastics. Springer 2022; 197-211 10 Ulrich F et al.: A rare complication of radiofrequency treatment for cellulite of the lower leg. JPRAS Open 2022; 33: 21-5

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