„Treatable traits“: Bei Atemwegserkrankungen nicht nur an die Lunge denken
Bericht:
Reno Barth
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Studiendaten zeigen, dass sowohl diverse klinische Outcomes als auch die Lebensqualität von Patienten mit Atemwegserkrankungen von der Anzahl und der Art der verschiedenen „treatable traits“ abhängen. Wird dies im Management der Erkrankungen berücksichtigt, lassen sich die klinischen Ergebnisse verbessern.
„Die von Prof. Alvar Agusti erstmals vor fast zehn Jahren vorgeschlagenen ‚treatable traits’ stellen ein Modell der Patientenversorgung dar, das der Heterogenität der Atemwegserkrankungen gerecht werden soll“, so Prof. Dr. Vanessa McDonald, University of Newcastle, Australien. Die Verwendung von „treatable traits“ in der klinischen Praxis erfordert eine multidimensionale Betrachtung, die die Konzepte von Atemwegserkrankungen dekonstruiert und ein individualisiertes Management der einzelnen, identifizierten „traits“ ermöglicht. McDonald betont, dass „treatable traits“ sowohl phänotypische als auch endotypische Charakteristika einer Erkrankung sein können, sofern sie spezifischen Therapien zugänglich sind. McDonald: „Das Konzept der ‚treatable traits’ erlaubt es uns, von der Behandlung von Krankheitsetiketten wie Asthma oder COPD zu einer Behandlung individueller Patienten zu gelangen.“
Bessere Lebensqualität bei Berücksichtigung der „treatable traits“
„Treatable traits“ sind nicht auf die Atemwege beschränkt. Sie können beispielsweise auch das Verhalten betreffen (Rauchen, mangelnde Adhärenz etc.) oder sich extrapulmonal manifestieren. Entscheidend sind nicht zuletzt die Behandelbarkeit und die Integrierbarkeit in ein Versorgungsmodell. Dieser breite Zugang hat Einfluss auf die Lebensqualität, die sich sowohl bei Asthma als auch bei COPD mit einem an „treatable traits“ orientierten Behandlungskonzept im Vergleich zur Standardtherapie signifikant verbessern lässt. Die Wirksamkeit dieses Konzepts auf die Lebensqualität konnte mittlerweile in mehreren Studien belegt und in einem systematischen Review mit Metaanalyse bestätigt werden.1 Patienten, die an spezialisierten Zentren behandelt werden, profitieren dabei deutlicher als Patienten von Allgemeinmedizinern. Dies zeige einen Nachholbedarf im Bereich der praktischen Ärzte, so McDonald. Ebenso konnte eine Reduktion von Hospitalisierungen mit der Behandlung von „treatable traits“ erreicht werden – auch dies allerdings nur in einem spezialisierten Setting. McDonald betonte in diesem Zusammenhang jedoch, dass schwer erkrankte Patienten in spezialisierten Zentren andere „treatable traits“ aufweisen als Patienten beim praktischen Arzt. Dies müsse bei der Entwicklung von Behandlungskonzepten berücksichtigt werden. Dabei muss auch die geschlechterabhängige Prävalenz der einzelnen „treatable traits“ in Betracht gezogen werden.
Patienten und Behandler setzen unterschiedliche Prioritäten
Im Umgang mit dem Konzept der „treatable traits“ stelle sich laut McDonald zudem die Frage, wie es mit limitierten Ressourcen umgesetzt werden könne. Hilfreich sei dabei die Tatsache gegenseitiger Abhängigkeiten innerhalb der „traits“. Beispielsweise führe eine erfolgreiche Behandlung von Adipositas auch gleich zur Besserung einer Reihe weiterer Komponenten einer Atemwegserkrankung. Als besonders ungünstig für die Lebensqualität konnten häufige Atemwegsinfektionen, dysfunktionale Atmung, inadäquate Inhaliertechnik und systemische Inflammation identifiziert werden. Hierbei sei auch wichtig, die Prioritäten in Betracht zu ziehen, die von den Patienten gesetzt werden. Dabei liegen die Ansichten von Patienten und Behandlern oft weit auseinander. Beispielsweise zeigen Studiendaten, dass für die Behandler die Ausprägung der Asthmasymptome besonders beunruhigend ist, während den Betroffenen der Aufwand, den das Management dieser Symptome verursacht, mehr Sorgen macht.2
„Treatable traits“ sind auch mit Risiko assoziiert. So zeigt eine Auswertung australischer Registerdaten, dass in einer Asthmapopulation mit jedem „treatable trait“ die Inzidenz von Exazerbationen um 13 % steigt. Dabei handelt es sich wohlgemerkt zu einem großen Teil um extrapulmonale „traits“ wie Schlafapnoe, Depression oder Erkrankung der oberen Atemwege.3 McDonald: „Das zeigt, dass wir mit der Behandlung dieser extrapulmonalen Faktoren auch im Hinblick auf die Lunge viel erreichen können.“ Auch für die COPD konnte eine Reihe von „traits“ identifiziert werden, die sich als Prädiktoren für eine Abnahme der Lungenfunktion und/oder schlechte Lebensqualität erweisen.4
Quelle:
Session „Airway diseases - treatable traits in airway diseases: novel insights with a focus on personalised medicine“; ERS 2024, am 10. September 2024
Literatur:
Sarwar MR et al.: Effectiveness of interventions targeting treatable traits for the management of obstructive airway diseases: a systematic review and meta-analysis. J Allergy Clin Immunol Pract 2022; 10(9): 2333-45.e21
Ainsworth B et al.: What bothers severe asthma patients most? A paired patient-clinician study across seven European countries. ERJ Open Res 2023; 9(3): 00717-2022
McDonald VM et al.: Treatable traits can be identified in a severe asthma registry and predict future exacerbations. Respirology 2019; 24(1): 37-47
Sarwar MR et al.: Treatable traits in an English cohort: prevalence and predictors of future decline in lung function and quality of life in COPD. ERJ Open Res 2021; 7(2): 00934-2020
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