Masken: wann, wie und welche?
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
Die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit von Masken zum Infektionsschutz steht und fällt mit der richtigen Trageweise. Diese sollte, soweit irgend möglich, auch in Schulungen vermittelt werden. Mehrere Maskentypen sollten verfügbar sein, damit für jeden Gesichtstyp eine passende Maske dabei ist, erklärte Dozent Dr. Rainer Gattringer, Wels.
Keypoints
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Die Effizienz einer Maske hängt von den Filtereigenschaften und der Dichtigkeit, mit der sie getragen wird, ab.
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Masken müssen als Teil eines Hygienebündels betrachtet werden.
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Ein MNS dient in erster Linie dem Fremdschutz, während ab FFP2 auch ein Eigenschutz gegeben ist.
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Der höchste Infektionsschutz ist dann gegeben, wenn sowohl Infizierter als auch empfängliche Person eine dicht sitzende FFP2-Maske tragen.
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Das Tragen von Masken sollte, zumindest im Krankenhaus, durch Schulungen vermittelt werden.
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Auf Covid-Stationen müssen auf jeden Fall FFP2-Masken getragen werden, in anderen Bereichen ist dies ebenfalls empfehlenswert.
Die Effizienz von Masken hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab“, berichtete Prim.Priv.-Doz. Dr. Rainer Gattringer, Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin im Klinikum Wels-Grieskirchen. „Dies ist einerseits das Material mit bestimmten Filtrationseigenschaften, andererseits aber auch die Passung oder Dichtigkeit – diese kann von Person zu Person verschieden sein.“
In geschlossenen Räumen können sich Aerosolpartikel anreichern. Die Dosis dieser Partikel hängt ab von der Quellstärke, der Atemaktivität, der Aerosolkonzentration und der Aufenthaltsdauer im jeweiligen Raum.
Hygiene funktioniert nur im Bündel
„Präventionsmaßnahmen funktionieren nur im Bündel“, erklärte Gattringer. Eine Einzelmaßnahme kann nie der Schlüssel zum Erfolg sein. Das Maßnahmenbündel beginnt mit einer adäquaten Händehygiene – zudem ist das Tragen von Masken ein integraler Bestandteil eines solchen Bündels.
„Und man muss deutlich sagen: Jede Maßnahme, so einfach sie auch sein mag, muss in irgendeiner Form in einer Schulung vermittelt bzw. erklärt werden, sonst funktioniert das nicht!“
Studien zur Effektivität von Masken sind schwierig, weil es eine Vielzahl von nicht kontrollierbaren Einflussfaktoren gibt (Einhaltung des Maskentragens, Umwelteinflüsse, soziale Strukturen, vorherrschende Inzidenz etc.). „Es bleibt uns daher nichts anderes übrig, als alle Studien und Beobachtungen, die wir haben, zusammen zu berücksichtigen. Dazu zählen im Übrigen auch unsere eigenen klinischen Erfahrungen“, kommentierte Gattringer.
Zudem muss man sich auch Gedanken über die Umsetzbarkeit und Verhältnismäßigkeit einer Maßnahme machen, sie regelmäßig evaluieren und auch den Mut zu Korrekturen haben, wenn diese notwendig werden.
FFP2-Maske vs. MNS
Wenn man vom „Mund-Nasen-Schutz“ (MNS) spricht, so sind zumeist sogenannte chirurgische Masken gemeint. Diese müssen gemäß einschlägigen Normen zumindest eine bakterielle Filterleistung von ≥95% oder sogar ≥98% aufweisen und dienen in erster Linie dem Fremdschutz.
Bei FFP(„filtering face piece“)-Masken ist (jedenfalls ab FFP2) der Eigenschutz höher. Diese Masken schützen den Träger durch Minimierung der Schleimhautbenetzung und der Einatmung feinerer Tröpfchen bzw. Aerosole. Der Fremdschutz ist ebenfalls gegeben, außer bei FFP-Masken mit Ausatemventil. Hier müsste für einen ausreichenden Fremdschutz zusätzlich noch ein MNS getragen werden.
FFP-Masken werden in drei Kategorien eingeteilt, die sich durch den maximalen Durchlass (FFP3 am geringsten) und den maximal zulässigen Atemwiderstand (FFP3 am höchsten) unterscheiden.
FFP2- und FFP3-Masken werden nach unterschiedlichen Standards bewertet. In der EU gilt dabei die NormEN149. Die häufig verwendeten KN95-Masken stammen aus China. „Bei dieser Norm wird allerdings nur der Durchlass des Maskenmaterials geprüft, nicht aber der Dichtsitz“, warnte der Experte.
Der Dichtsitz ist aber von entscheidender Bedeutung. Wenn die Maske „mitatmet“, so kann man davon ausgehen, dass sie dicht ist. Bei Bartträgern ist die Dichtigkeit häufig nicht gegeben.
Eine technische Studie hat klar gezeigt, dass der Infektionsschutz dann am größten ist, wenn sowohl die infizierte als auch die empfängliche Person eine gut (d.h. dicht) sitzende FFP2-Maske tragen (Infektionsrisiko 0,14%). Wenn beide Personen einen gut sitzenden MNS tragen, ist das Infektionsrisiko um circa zwei Zehnerpotenzen höher (10,4%, was aber immer noch verhältnismäßig niedrig ist, wenn man bedenkt, dass diese Tests unter theoretisch maximalem Infektionsrisiko – jedoch nicht mit tatsächlichen Viruspartikeln – durchgeführt wurden). Hingegen kommt es bei direkter Exposition ohne Maske, auch bei einem gewissen Abstand, zu einer raschen Infektion.1
Eine Wiederverwendung von FFP2-Masken ist möglich, wenn sie nur durch die Atemluft durchfeuchtet und anschließend länger (sieben Tage) getrocknet werden. Wenn so verfahren wird, kann eine FFP2-Maske, die nicht sichtbar verschmutzt ist, bis zu fünfmal wiederverwendet werden.
„Im täglichen Leben ist die Infektionswahrscheinlichkeit vermutlich um den Faktor 10 bis 100 kleiner als in derartigen Versuchsanordnungen“, fuhr Gattringer fort. „Deshalb kann man davon ausgehen, dass man mit einer dicht sitzenden FFP2-Maske im Alltag einen sehr guten Schutz hat. Dies gilt aber meist auch für einen MNS, der dicht getragen wird.“
Man kann sich natürlich fragen, ob man in diesem Kontext von anderen Infektionen etwas lernen kann. So untersuchte beispielsweise eine chinesische Metaanalyse den Schutz vor Influenza durch N95-Masken vs. MNS und kam zu dem Schluss, dass die N95-Maske dem MNS in dieser Indikation nicht überlegen war.2
Mehrere Studien und Metaanalysen bezüglich des Tragens von Masken in der Öffentlichkeit kommen zwar zu leicht divergierenden Ergebnissen. Jedoch ist eine Reduktion der SARS-CoV-2-Transmission um mindestens 50% in den meisten Studien gezeigt worden, in manchen auch deutlich mehr.
Und im Krankenhaus?
„Auf den Covid-Stationen ist die Situation wohl klar, hier sind FFP-Masken (FFP2 oder auch FFP3) unbedingt zu tragen“, forderte der Infektiologe. Im Nicht-Covid-Bereich ist die Situation nicht so eindeutig, jedoch ist bei hohen Inzidenzen ein Kontakt mit dem Erreger, v.a. bei Handlungen am Patienten, jederzeit möglich. Im Zweifelsfall wird man den höchstmöglichen Schutz für das Personal wählen und somit FFP2-Masken auch in diesem Bereich vorschreiben. „Der Schutz des Personals ist natürlich ein Schutz vor Personalausfällen“, betonte Gattringer.
Der Vorteil des Krankenhauses besteht darin, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier leicht geschult werden können, was richtiges Tragen, Anlegen und Wechseln der Masken angeht. Auch das Anbieten unterschiedlicher Masken für die optimale Passform ist in diesem Setting leichter möglich. Und schließlich sollten Alternativen für Schwangere und Mitarbeiter mit Grundkrankheiten angeboten werden.
Quelle:
„Evaluierung Masken –FFP2 vs. MNS“, Vortrag von Prim. Priv.-Doz. Dr. Rainer Gattringer, Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin im Klinikum Wels-Grieskirchen, im Rahmen des Giftigen Live-Streams „COVID-19-Maßnahmen – Sinn & Unsinn“ am 16.Dezember 2021
Literatur:
1 Bagheri G et al.: An upper bound on one-to-one exposure to infectious human respiratory particles. Proc Natl Acad Sci U S A 2021; 118(49) 2 Long Y et al.: Effectiveness of N95 respirators versus surgical masks against influenza: A systematic review and meta-analysis. J Evid Based Med 2020; 13(2): 93-101
Weitere Literatur beim Vortragenden
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